Charles Darwin und Alfred Russel Wallace haben vor ca. 170 Jahren unser Verständnis von der „Entwicklung der Arten“ und damit auch von der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen auf eine damals revolutionäre wissenschaftliche Grundlage gestellt, die in ihren Grundzügen bis heute Bestand hat: die Evolutionstheorie.
Moderne Forschungen erhöhen fortlaufend unseren Wissensstand, was zu Konkretisierung und Anpassungen führt. Grundsätzliche Fehler der Evolutionstheorie wurden dabei bisher nicht erkannt, ganz im Gegenteil. Besonders die Erkenntnisse der Genetik, beginnend mit den Erbsenzuchtexperimenten von Gregor Mendel, erweitern unser Verständnis der zugrunde liegenden Prozesse enorm und liefern zusätzliche Belege, dass die Entwicklung des Lebens auf Zufall und Notwendigkeit beruht:
Durch zufällige Veränderungen ihrer Erbanlagen (Mutationen) entstehen vererbbare Unterschiede, die sich unter den gegebenen oder sich verändernden Umweltbedingungen als günstig erweisen können. Die besser an ihren Lebensraum angepassten Organismen haben dadurch einen Überlebens- und damit Vermehrungsvorteil. Das führt notwendigerweise zu einer Verdrängung von schlechter angepassten Organismen, deren Erbanlagen diese Veränderungen nicht tragen (Selektion).
Siegmund Freud diagnostizierte der Menschheit eine „biologische Kränkung“, weil seitdem klar ist, dass der Mensch kaum mehr als göttliche Schöpfung, sondern treffender als die rezente Form des homo sapiens (mit Vorfahren bis hin zur hypothetisch letzten gemeinsamen Stammform LUCA) beschrieben werden kann. Wir haben eine durch Fossilienfunde und Relikte in unseren eigenen Körpern belegte Ahnenreihe, die weit über Adam und Eva hinaus reicht und zu der mausgroße Säugetiere aus dem Jura (vor ca. 150 Millionen Jahren) und Bakterien aus dem Präkambrium (vor ca. 3,5 Millarden Jahren) gehören.
Im Bund für Geistesfreiheit feiern wir den Evolutionstag, weil unser weltlicher Humanismus ein naturalistisches Weltbild zur Grundlage hat, dessen Anfänge durch frei denkende Frauen und Männer in der Aufklärung erarbeitet und, gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen, behauptet wurden. Wir leben in einer Welt in der es mit rechten Dingen zugeht und die zu ihrer Erklärung weder Mythen noch Götter benötigt. Ludwig Feuerbach, der auch in Franken lebte und wirkte und auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg begraben liegt, ist einer der philosophischen Vordenker an dem wir uns orientieren.
Ist unsere Abstammung von tierischen Vorfahren ein Grund narzistisch gekränkt zu sein, wie Freud annahm? Wir finden nicht. Vielmehr können wir über die Vielfalt und die Mechnismen des Lebendigen staunen, mit Neugier und wissenschaftlichen Methoden immer mehr über das Leben (und damit über uns selbst) lernen und uns emotional mit allen anderen Organismen auf der Erde verbunden fühlen, wenn wir uns bewusst machen, welche evolutionären Wege über Millarden von Jahren zu unserer aktuellen Lebensform führten.
Das Wissen um die Evolution und unsere hohe Wertschätzung eines humanen (menschengerechten) Lebensstils wollen wir bekannt und zugänglich machen. Dazu fördern wir Initiativen die Evolution schon an der Grundschule vermitteln wollen (z.B. Evokids oder den Evolutionsweg), veranstalten Vorträge die zur Aufklärung beitragen und feiern das Leben am Evolutionstag.
Text: Hansjörg Albrecht und Dr. Franz Klebl
Bildquelle: Hansjörg Albrecht
Für die Webpräsenz des bfg Fürth
Der Evolutionstag ist ein beweglicher Jahresfeiertag, jeweils am sechsten Freitag nach dem Sonntag, der dem ersten Frühjahresvollmond folgt. Landläufig ist das der Freitag nach dem „Vatertag“.
Die nächsten Termine fallen auf Freitag, den
14. Mai 2021
27. Mai 2022
19. Mai 2023
10. Mai 2024